Tinnitus – störende Ohrgeräusche in den Griff bekommen

Interview mit Dr. med. Jörg Lutz, HNO Essen Privatpraxis am Grillo-Theater

Frage: Was ist ein Tinnitus?

Dr. med. Jörg Lutz, HNO Essen: Tinnitus kommt von dem lateinischen Wort tinnire für klingeln und bezeichnet ein permanent oder zeitweises Auftreten eines Geräusches ohne äußere Schallquelle. Es handelt sich dabei häufig um ein Pfeifen, Summen, Rauschen, Zischen oder Klingeln. Das Geräusch wird nur von der betroffenen Person wahrgenommen.

Frage: Warum kommt es zu dem Störgeräusch?

Dr. med. Jörg Lutz, HNO Essen: Die genaue Ursache ist weiterhin unklar, aber z.B. gelten Stress, Lärm, verschmutzte Ohren, Erkältungen und bestimmte Medikamente als Auslöser für Tinnitus. Bei allen kommt es zu einer Art Ungleichgewicht der Geräusche.

Frage: Was soll ich tun, wenn ich erstmals Ohrgeräusche wahrnehme?

Dr. med. Jörg Lutz, HNO Essen: Fast jeder Mensch hat schon einmal Ohrgeräusche erlebt, z.B. nach einem Diskothek- oder Konzertbesuch. Diese verschwinden aber meist nach wenigen Stunden. Deswegen ist es erst einmal wichtig Ruhe zu bewahren. Wenn Sie allerdings länger als 24 Stunden unter dem Geräusch leiden, sollten Sie umgehend einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde aufsuchen. Denn je früher die Ursache ermittelt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Chancen, den lästigen Begleiter wieder los zu werden. Wir hier in der HNO Essen (HNO Praxis am Grillo-Theater) erleben leider immer wieder, dass die Geräusche von den Betroffenen anfangs bagatellisiert werden und mit Hausmittelchen versucht wird das Leiden zu lindern. Meine Empfehlung ist, wenn sie länger als einen Tag an einem Ohrgeräusch leiden, vereinbaren Sie umgehend einen Termin mit dem HNO-Arzt ihres Vertrauens.

Frage: Kann ein Tinnitus ein Anzeichen für eine schwere Erkrankung sein?

Dr. med. Jörg Lutz, HNO Essen: Wie ich schon gesagt habe ist die genaue Ursache noch unklar. Manchmal geht der Tinnitus mit Erkrankungen wie Schwerhörigkeit, Diabetes oder Bluthochdruck einher, ist aber im Normalfall kein Anzeichen für ein lebensbedrohliches Ereignis. Trotzdem sollten Sie zur Abklärung auf jeden Fall bei länger andauernden Ohrgeräuschen einen Facharzt aufsuchen.

Frage: Ist der Tinnitus vollständig heilbar?

Dr. med. Jörg Lutz, HNO Essen: Nach dem Zeitraum der Wahrnehmung eines Tinnitus werden in der Regel zwei Phasen unterschieden. Bis zu drei Monaten spricht man von einem akuten Tinnitus und ab sechs Monaten von einem chronischen Tinnitus. Der akute Tinnitus lässt sich meist erfolgreich behandeln. Beim chronischen Tinnitus ist eine vollständige Heilung nur noch selten zu erwarten. Allerdings gibt es viele Methoden, um das Leiden zu lindern und den Umgang mit dem Ohrgeräusch zu erleichtern.

Frage: Was kann ich als Betroffener selbst tun um meine Situation zu verbessern?

Dr. med. Jörg Lutz, HNO Essen: Als erstes empfehle ich Ihnen sich umfassend über Tinnitus zu informieren. Tinnitus ist in der Regel nicht bedrohlich, jedoch sehr lästig. Da Stress einer der Hauptfaktoren ist, sollte man Ihn möglichst vermeiden. Zusätzlich kann man auch „aktiv entspannen“ z.B. durch Muskelentspannung und/oder Autogenes-Training und Sport. Andauernder Lärm ist sowohl für Gesunde, als auch für Tinnitus-Patienten schädlich, deswegen sollte man dies auch meiden. Aber Tinnitus-Patienten sollten auch die Stille meiden, weil Außengeräusche vom Ohrgeräusch ablenken und bei absoluter Stille das Ohrgeräusch besonders intensiv wahrgenommen wird. Wir in der HNO Essen haben sehr positive Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen gemacht. Hier haben Betroffene das Gefühl verstanden zu werden und nicht mehr allein mit ihrem Problem da zu stehen. Auch kann der Erfahrungsaustausch sehr nützlich sein, um den Tinnitus in den Griff zu bekommen. Mein Praxisteam und ich beraten Sie gerne ausführlich zu Therapien in unserer Praxis am Grillo-Theater in Essen. Weitere Informationen zum Thema Tinnitus finden Sie unter Ohrgeräusche (Tinnitus) und auf Wikipedia.