Frei Atmen

Bei Schnupfen und verstopfter Nase greift man schnell mal zu befreienden „abschwellenden Nasensprays und -tropfen“, die kurzzeitig eine Linderung von den Beschwerden verschaffen. Aber bei den vermeidlichen Helfern ist Vorsicht geboten. Wie bei jeder Arznei kommt es auch bei den Nasensprays auf die Art und Dauer der Anwendung an. Nasenspray und Nasentropfen sind identisch, sie werden nur auf andere Art und Weise in die Nase gebracht (appliziert).

Für ein besseres Verständnis möchten wir ihnen kurz erklären wie abschwellende Nasensprays funktionieren und was bei ihrer Anwendung zu beachten ist:

Nasensprays sind pharmakologisch gesehen eine Weiterentwicklung des körpereigenen Hormons Adrenalin. Als ein Stresshormon steigert es die Herzfrequenz erhöht den Blutdruck und erweitert die Bronchen. Es setzt somit Leistungsreserven des Körpers frei, die in gefährlichen Situationen das Überleben sichern sollen. In diesem Rahmen hat Adrenalin auch eine abschwellende Wirkung auf die Nasenschleimhäute.

Die Aufgabe der Nase ist bekanntlich, die Atemluft zu erwärmen, zu befeuchten und den Staub herauszufiltern. Sie dient als Schutz für die tiefen Atemwege und die Lunge, da diese Kälte, Trockenheit und Staub nicht sehr lange ertragen können. Bei kalter, trockener oder staubiger Atemluft schwellen die Nasenschleimhäute an und vergrößern somit ihre Oberfläche und ihr Volumen. Dadurch können sie besser den Staub filtern und mehr Wärme und Feuchtigkeit abgeben.

Unter normalen Umständen ist dies eine sehr sinnvolle Reaktion des Körpers auf die Umwelt. Sind wir aber besonderen Gefahren ausgesetzt, muss der Körper mehr Leistung bringen und benötigt natürlich auch mehr Sauerstoff. Deswegen schwellen, wenn Adrenalin ausgeschüttet wird, die Nasenschleimhäute ab und das Atmen wird erleichtert. Die heutigen Nasensprays haben natürlich nicht mehr das Wirkungsspektrum von Adrenalin, sondern sollen nur noch eine Wirkung auf die Nasenschleimhaut haben. Dieser Effekt kann bei Schnupfen und verstopfter Nase die Symptomatik verbessern. Dennoch können Nasensprays über einen kurzen Zeitraum eine Erleichterung für den Betroffen bringen. Hierbei sollte Nutzen und Risiko immer abgewägt werden.

Was ist die Gefahr von abschwellenden Nasensprays?

Die eigentliche Gefahr von Nasensprays liegt nicht in der kurzen Anwendung, sondern wenn Nasensprays über einen längeren Zeitraum genommen werden. Leider passiert dies immer wieder. Nach zwei bis vier Wochen hat man sich häufig an die Wirkung der abschwellenden Nasensprays gewöhnt. Die Nase schwillt zunächst ab, nach wenigen Stunden ist sie jedoch dichter als zuvor. Physiologisch gesehen verursacht die Anwendung von abschwellenden Nasenspray bzw. -tropfen über längere Zeit eine Rückbildung der Bindungsstellen für einen der im Spray enthaltenen Wirkstoffe, so dass die Dichte an den so genannten Rezeptoren in der Nasenschleimhaut abnimmt. In der Folge schwillt die Schleimhaut ohne Einnahme des Sprays nicht mehr ab.
Diese Gewöhnung an den Wirkstoff bezeichnet man als „Privinismus“. Dieser Begriff beruht auf den früheren Hauptbestandteil von Nasensprays, dem Privin. Heute sind die Inhaltstoffe anders aber der Vorgang bleibt der Gleiche. Dies kann zu einer immer häufigeren Einnahme der Sprays führen, bei manchen betroffenen steigert es sich zu einer regelrechten Sucht, die ohne das Nasenspray das Gefühl haben nicht mehr richtig Luft zu bekommen. Im weiteren Verlauf kann es zu einer so genannten atrophischen Veränderung der Nasenschleimhaut kommen, wobei diese zunehmend verkümmert und schwindet. Die Schädigung kann im schlimmsten Fall irreversible sein.

Was also tun bei verstopfter Nase und Schnupfen?

Wir empfehlen allgemein möglichst auf den Einsatz von abschwellenden Nasensprays und -tropfen zu verzichten. Einfache und wirkungsvolle Alternativen sind:

  • Inhalieren: z.B. klassisch über eine Schüssel mit heißem Wasser oder mit Kamillendampf. So kann sich das Sekret in der Nase lösen und dann besser abfließen.
  • Nasendusche: durch das Spülen der Nase werden Bakterien und Viren herausgespült und die Schleimhäute befeuchtet.
  • Nasenspray auf der Basis einer Kochsalzlösung: haben zwar nicht eine direkte abschwellende Wirkung, halten aber die Nase feucht und können somit indirekt abschwellend wirken.

Wieder frei atmen

Wenn die Nase über einen längeren Zeitraum verstopft ist, oder sie nur schwer durch sie atmen können, sollten Sie unbedingt einen Facharzt aufsuchen. Die Ursache für eingeschränktes Atmungsvermögen liegt nämlich häufig bei einer zu dicken Nasenmuschel. Und dort kann man nachhaltig ansetzen. Wir bieten in unserer Praxis eine schnelle und schmerzfreie Lösung an. Mit einer Sonde erwärmt der Arzt das Gewebe, dies zieht sich dauerhaft zusammen und dem freien Luftholen steht nichts mehr entgegen. Wie dauerhaft die Wirkung ist, hängt vom betroffenen Patienten ab. In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass sich die Nasenmuschel mehrere Jahre lang nicht mehr spürbar ausdehnt. Bei manchen Menschen reicht ein solcher Eingriff sogar für das ganze Leben.

Auch für Schnarcher kann dies eine Lösung sein. Schließlich hängt schnarchen häufig mit der eingeschränkten Nasenatmung zusammen und ein trockener Mund ist nicht selten die Folge. Auch in diesem Fall kann ein schonender Eingriff in unserer Praxis Linderung verschaffen.