Top 5 falsche Verhaltensweisen im HNO-Bereich

Erkältungen, Fieber, Ohrenschmerzen – bei vielen Erkrankungen ist der HNO-Arzt die erste Adresse. Oftmals sind die Probleme jedoch erst durch eigenes Fehlverhalten entstanden. Aber was machen wir eigentlich falsch? Die folgenden Punkte verraten es Ihnen und geben wertvolle Tipps, wie man es besser machen kann.

Niesen unterdrücken

Mann niest

Wer Schnupfen hat, muss immer wieder niesen. Je nachdem, wo man sich befindet, wird das schnell unangenehm. In den eigenen vier Wänden oder bei Freunden reagiert man noch locker auf die dauernde Geräuschkulisse, doch spätestens, wenn andere im Raum arbeiten wollen wird man zum Nervfaktor. Um dieser Peinlichkeit zu entgehen, halten sich viele beim Niesen die Nase zu und versuchen so den Niesreflex zu unterdrücken. Eine besonders gute Idee ist das aber nicht.
Beim Niesen werden Viren oder Eindringlinge mit Orkanstärke aus der Nase und somit aus dem Körper gejagt – teils mit bis zu 160 km/h. Unterdrücken wir den Reflex, lassen wir auch die Keime im Körper. Doch ein Niesen komplett zu unterdrücken ist schwierig. Die meisten greifen deshalb darauf zurück, sich zumindest die Nase zuzuhalten und so nach innen zu niesen. Auf diese Weise werden die Keime jedoch nicht nach außen gepustet, sondern durch den Druck in die Nasennebenhöhlen und über die Gehörgänge ins Mittelohr geschoben. Hier können sie für Verstopfungen und Entzündungen sorgen.
Ein Niesen zu unterdrücken ist also der völlig falsche Weg. Wer dennoch die Geräusche in Grenzen halten möchte, kann einfach in ein bereitliegendes Taschentuch oder in die Kleidung von der Ellenbeuge niesen.

Ohrenstäbchen zur Ohrreinigung verwenden

Ohrenstäbchen Nutzung – potentiell gefaehrlich

Nach dem Duschen zum Ohrenstäbchen greifen und einmal die Ohrmuschel und den Gehörgang gründlich säubern – so tätigen es viele. Doch damit tut man sich keinen Gefallen, denn statt die Ohren zu säubern, setzen wir uns durch den Einsatz von Ohrenstäbchen einem erhöhten Risiko für schmerzhafte Gehörgangsentzündungen aus.
Ziel der Putzversuche ist das Ohrenschmalz. Zu diesem Zweck stochern wir mit Wattestäbchen im Ohr herum und sorgen dadurch für Mikrorisse in der empfindlichen Haut im Gehörgang. Diese Mikrorisse fungieren nun als Einfallstor für Bakterien und Viren jeder Art. Kann der Körper die Eindringlinge nicht erfolgreich bekämpfen, kommt es zu sehr schmerzhaften Schwellung des Gehörgangs (= Gehörgangsentzündung).
Und auch in puncto Sauberkeit haben wir durch die Ohrenstäbchen nichts gewonnen. Ganz im Gegenteil: Die Ohrenstäbchen schieben den Großteil des Ohrenschmalzes tiefer ins Ohr hinein. Doch dort kann das Ohr das Ohrenschmalz nicht mehr von selbst hinaus transportieren. Nur im Anfang des Gehörgangs wird durch die Bewegung der feinen Härchen das Ohrenschmalz ganz von selbst langsam aus dem Ohr geschoben. Auf diesem Weg nimmt er Staub- und Schmutzpartikel gleich mit und hält so das Ohr sauber. Auch lebendige Eindringlinge mögen das saure Ohrenschmalz nicht und halten sich vom Ohr zukünftig fern. So erfüllt das Ohrenschmalz, was wir eigentlich mit den Ohrenstäbchen erledigen wollten – nur wesentlich effektiver und ohne Verletzungsrisiko.

Fiebersenker nehmen

Mann mit Fieber

Meist wird ein Ansteigen der Körpertemperatur durch Bakterien, Viren oder Entzündungen hervorgerufen, mitunter kann Fieber auch eine Begleiterscheinung bei Tumoren oder Traumata sein. Die Ursachen können also variieren und sollten bei einem längeren Anhalten des Fiebers ärztlich untersucht werden. In den allermeisten Fällen ist Fieber jedoch schlicht das Zeichen dafür, dass der Körper sich im Kampf gegen schädliche Eindringlinge befindet – zum Beispiel gegen Erkältungsviren.
Dringen Bakterien oder Viren in großer Zahl in den menschlichen Körper ein, setzt er Stoffe (Pyrogene) frei, die einen Anstieg der Körpertemperatur bewirken. Die höhere Körpertemperatur beschleunigt den Stoffwechsel und unterstützt die körpereigenen Abwehrmechanismen, die den Erregern nun verstärkt zu Leibe rücken. Diese Kettenreaktionen, die mit dem Freisetzen der Pyrogene und somit dem Anstieg der Temperatur „absichtlich“ in Gang gesetzt wurde, ist für an sich gesunde Menschen völlig ungefährlich, denn der Körper ist nach wie vor Herr der Lage. Erst, wenn die Temperatur bei Erwachsenen 40 Grad Celsius übersteigt oder das Fieber über Tage anhält, sind ärztliche Gegenmaßnahmen erforderlich.
Fiebersenkende Mittel behandeln also immer nur das Symptom der Krankheit, nicht aber die Krankheit selbst. Viel schwerer wiegt jedoch, dass sie gegen den Körper arbeiten, statt für oder mit ihm, denn durch das künstliche Absenken der Temperatur fahren sie auch die Aktivität des Immunsystems wieder herunter. Die beste Methode bei Fieber ist sich auszuruhen und ggf. den Arzt aufzusuchen.

Schnarchen auf die leichte Schulter nehmen

Mann schnarcht, Frau kann nicht schlafen

Schnarchen nervt – jedoch meist nur die anderen. Das führt dazu, dass viele ihr Schnarchen auf die leichte Schulter nehmen und als eine Art persönliche Marotte akzeptieren. Schnarchen kann jedoch nicht nur dem Partner den Schlaf rauben, sondern auch einem selbst. Da das meist völlig unbemerkt von statten geht, realisieren viele Betroffene nicht den Stress, dem ihr Körper Nacht für Nacht ausgesetzt ist.
Beim Schlafen soll sich der Körper entspannen. Durch die Verwirbelung der Atemluft können z.B. das Gaumensegel und Rachenzäpfchen zum Vibrieren gebracht werden – ein Geräusch entsteht. Auch die Zunge, der gesamte Schlund, der Kehlkopf oder die Nasenmuscheln können als Verursacher in Frage kommen.
Kommt es im Schlaf zum absinken des Sauerstoffgehalts im Blut (das kann auch ohne Schnarchgeräusche entstehen!) werden Alarmsignale an das Gehirn gesendet werden.
Kommt dieser Alarmzustand nachts häufiger vor wird es sehr gefährlich (= Schlafapnoe). Erhöhter Blutdruck, erhöhtes Infarktrisiko sowie Nierenschäden etc. können die Folge sein.
Setzt die Atmung aus weckt das Gehirn den Schläfer und die Atmung wird wieder aufgenommen. Von diesen kurzen Wachphasen weiß der Betroffene am nächsten Morgen nichts mehr. Er fühlt sich jedoch unausgeschlafen und ist häufig morgens übermüdet obwohl er meint gut geschlafen zu haben.
Bei Schlafapnoe hilft ein Gang zum HNO. Dieser kann den Nasenrachenraum untersuchen und einen Screeningtest durchführen. Dabei bekommen Sie ein kleines Gerät mit nach Hause, welches über eine kleine Klammer an Ihrem Fingernagel die Sauerstoffsättigung misst. Am nächsten Tag kann das Gerät ausgelesen werden. Bei uns in der Praxis erhalten Sie nach zehn Minuten die schriftliche Auswertung.

Medikamentenmix à la Eigendiagnose

Medikamentenmix

Schnupfen, Husten, Heiserkeit und vielleicht noch ein bisschen Fieber – Erkältungen sind lästig, jedoch nicht unbedingt abwechslungsreich. Den Arztbesuch sparen sich
deshalb viele, sondern verschreiben sich sozusagen in Eigenregie die übriggebliebenen Medikamente der letzten Erkältungssaison.
Wer nur ein Mittel gegen die Halsschmerzen nimmt und ansonsten Salbeitee trinkt, sollte hier auch nicht viel zu befürchten haben. Anders sieht es jedoch aus, wenn
Mittel gegen Fieber, Erkältung, Halsschmerzen und Nasenspray alle parallel eingenommen werden. Denn jedes Medikament hat einen anderen Wirkstoff, der sich
nicht unbedingt mit den Wirkstoffen der restlichen Hausapotheke vertragen muss und so zu unerwünschten Nebenwirkungen führt. Auch rezeptfrei erhältliche
Medikamente können in einem selbst gemixten Cocktail mehr Schaden als Nutzen anrichten. Sobald Sie also mehr Hilfe benötigen als nur warme Milch mit Honig, sprechen Sie Ihre Medikamentenwahl mit Ihrem Arzt oder zumindest mit dem Apotheker ab.